LABS - Tanz in der Gesellschaft

Mit den Laboren beginnt der Dachverband Tanz Deutschland eine Themenreihe zu Tanz in der Gesellschaft. In zweitägigen Arbeitssessions wird unter Kolleg*innen an Bereichen des Tanzes gearbeitet, die sich in die Gesellschaft hinein erstrecken und deren Ergebnisse oder Zwischenstände dann zukünftig in Form von Dokumentationen allen Tanzschaffenden und Interessierten zur Verfügung stehen werden.
Die Labore sind offen für alle Interessierten und richten sich auch an aktuelle und durch die Pandemie bedingte Entwicklungen und Fragestellungen.




Physical Distancing als kollaborative Tanzpraxis im Rahmen von LEAP

Freitag, 1. Juli, und Samstag, 2. Juli 2022 in Hamburg, K3 - Zentrum für Choreographie I Tanzplan Hamburg

Wie können Praktiken des Physical Distancing als kollaborative Methode in der Tanzvermittlung aussehen? Im Fachlabor sind Sie eingeladen, sowohl vor Ort als auch digital choreografisch zu forschen und sich dabei an Konzepten von Nähe, Distanz und Zusammenarbeit zu orientieren. Ziel der gemeinsamen Recherche ist es, eine analog-virtuelle Methodensammlung zu entwickeln. Praktiken der Zusammenarbeit, die in einer physischen Distanz entstehen, sollen reflektiert und für die eigene Vermittlungspraxis adaptiert werden. Die Teilnehmenden sind in Hamburg vor Ort, die Gäste werden online zugeschaltet.

INFOS, ANMELDUNG UND KOSTEN

Wer? Fachlabor mit Fabian Chyle-Silvestri und Lucia Rainer im Rahmen von LEAP – Masterclass Tanzvermittlung 2022: Ways To Collaborate
Gäste: Maria Kapsali, Scott Palmer, Sebastian Matthias und Doris Uhlich

Für wen? Tanzvermittler:innen - auch Interessierte mit Vermittlungserfahrung

Kosten: Für die Teilnahme wird ein Unkostenbeitrag von 30 Euro pro Person für Verpflegung und Materialien erhoben.

Sprache: Deutsch und Englisch

Partner: Das LAB Physical Distancing als Kollaborative Methode der Tanzvermittlung findet als Teil einer Reihe von Laboren zum Thema "Tanz und Gesellschaft" des Dachverband Tanz Deutschland im Rahmen des Qualifizierungsformats von DIS-TANZEN und in Kooperation mit K3 - Zentrum für Choreographie I Tanzplan Hamburg und LEAP – Masterclass Tanzvermittlung 2022: Ways To Collaborate statt.

ANMELDUNG: Kulturellebildung.de/T192-3


LEAP – Masterclass Tanzvermittlung 2022: Ways To Collaborate

„LEAP“ bietet Akteur*innen aus Tanz, Tanzvermittlung, Performance und Kultureller Bildung neue Impulse.  In der Masterclass können Sie Ihr Spektrum an künstlerischen Verfahren für die eigene Arbeitspraxis erweitern und Wissen teilen. In drei Modulen initiiert „LEAP“ 2022 eine intensive Auseinandersetzung mit Praktiken künstlerischer Zusammenarbeit im realen und digitalen Raum. Die Module greifen inhaltlich ineinander, können aber auch einzeln besucht werden. „LEAP“ ist eine Formatreihe der Akademie der Kulturellen Bildung und des nrw landesbuero tanz und lädt seit 2018 herausragende Künstlerpersönlichkeiten zu Masterclasses über die Verbindung von choreografischer und vermittelnder Praxis ein.

Sharing Practice I mit Lucia Rainer und Jenny Beyer

Termin: 7.5.2022, Online-Kurs Kulturellebildung.de/T192

„Sharing Practice I“ startet als Auftakt mit einem Impuls der Performancekünstlerin und Theoretikerin Lucia Rainer zu kollaborativen Arbeitsweisen, die interdisziplinäre und praxisbezogene Forschung verbinden. Anschließend gibt die Hamburger Choreografin Jenny Beyer Einblick in ihre Arbeit einer paritätischen Begegnung zwischen Künstler*innen und Bürger*innen. Seit 2014 initiiert sie mit den „Offenen Studios“ sowohl reale als auch digitale Interaktionsräume zwischen Kunstschaffenden und Besucher*innen. Im Mittelpunkt stehen darin der gleichberechtigte Austausch und Wissenstransfer. Im Sommer 2020 entwickelte sie gemeinsam mit ihrem Team ein digitales Begegnungsformat, um diesen Faden der Kommunikation weiterzuspinnen. In „LEAP“ vermittelt sie ihre Arbeitspraxis, die sie auch als Vorbereitung für kollaborative Strukturen in künftigen Krisensituationen sieht.

Sharing Practice II mit Anna Konjetzky

Termin: 8.5. – 15.5.2022, Online-Kurs https://kulturellebildung.de/T192-2
Auftakt am 8.5. von 11:00 – 13:00 Uhr, Abschlusstreffen am 15.5. von 18:00 – 20:00 Uhr.

Mit „Chains“ hat die Choreografin Anna Konjetzky ein kollaboratives künstlerisches Verfahren geschaffen, bei dem choreografische Bausteine aller Akteur*innen wie in einer Kette ineinandergreifen. In „Sharing Practice II“ entwickeln die Teilnehmenden nach einem virtuellen Kennenlern-Treffen innerhalb einer Woche choreografisches Material. Dieses teilen und verbinden sie täglich abends miteinander in einer vorher festgelegten Reihenfolge. Am Ende der Woche sind acht Choreografien entstanden, die während des Online-Abschlusstreffens gemeinsam gezeigt werden. Das Format bietet Anregungen für eine kollaborative Praxis und choreografische Prozesse im virtuellen Raum.

Biographien

Dr. Lucia Rainerist Performerin, Dramaturgin, Dozentin und Autorin. Sie erforscht Praktiken des Physical Distancing als interdisziplinäre, analog-virtuelle Methodologie zeitgenössischer Kollaboration. An der Schnittstelle von Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft beschäftigen sich ihre Projekte mit der überlieferten Körperlichkeit historisch gewachsener Narrative. Sie lotet Konzepte geteilter Autor*innenschaft aus und entwickelt kollaborativ-poetische Choreografien, die mit konkreten Spielanleitungen und Menschen verschiedenster Herkunft ihre ursprüngliche Autor*innenschaft verlieren. 

Jenny Beyerproduzierte eine Vielzahl tourender Stücke, die u. a. beim Spring Festival in Utrecht oder bei Impulstanz Festival in Wien gezeigt wurden. Seit 2014 bietet sie in enger Zusammenarbeit mit ihren künstlerischen Partner*innen offene Studios in Hamburg an und erforscht Praktiken der paritätischen Begegnung und Bewegung zwischen Künstler*innen und Publikum. Vermittelnde Arbeit denkt sie als ein Format, das die künstlerische Forschung nährt und auf diese Weise zur geteilten Tanzpraxis wird.

Anna Konjetzky kreiert seit 2005 Tanzstücke und Installationen, in denen ihr choreographisches Denken in eine Praxis der Reflexion und Transformation einfließt und in einen gesellschaftspolitischen Kontext eingebettet ist. Dieser Ansatz schlägt sich nicht nur in den Formaten und Setzungen nieder, sondern auch in der kontinuierlichen Recherche und Praxis mit anderen Künstler*innen und der Stadtgesellschaft. Anna Konjetzky sieht ihre Arbeit immer als Vorschlag zum Dialog, ihre körperliche, ästhetische und politische Recherche ist von einem queer-feministischen Gedanken geprägt.

Maria Kapsali ist Dozentin für Physical Performance an der University of Leeds. Ihre Forschung konzentriert sich auf Performer*innen-Training und verkörperte und somatische Praktiken. Ihr aktuelles Buch „Performer Training and Technology: Preparing Our Selves” ist 2021 bei Routledge erschienen.

Scott Palmer ist Associate Professor für Performance Design an der School of Performance and Cultural Industries der University of Leeds. Seine Forschung konzentriert sich auf Licht, Projektion und Publikumserlebnis. Sein Interesse richtet sich auf relationale Aufführungserlebnisse für das Publikum sowohl innerhalb von Theaterräumen als auch als Reaktion auf Kulturerbestätten. Seine aktuellen Forschungsprojekte untersuchen die Gestaltung des Publikumserlebnisses durch ortsbezogene Technologien und in Extended Realities oder interaktivem 360-Grad-Film.

Sebastian Matthias arbeitet als freier Choreograph mit Produktionshäusern oder Institutionen wie den SophiensælenBerlin oder CORPUS/Royal Danish Ballet. Der künstlerisch-wissenschaftliche Aansatz in seiner choreographischen Praxis lieferte die Grundlage für sein Dissertationsprojekt und die Publikation „Gefühlter Groove – Kollektivität zwischen Dancefloor und Bühne“. Seine choreografische Arbeit beschäftigt sich mit modularen Improvisationssystemen, die er mit den Tänzer*innen kollektiv entwickelt. Seine erste Musiktheaterproduktion „Marienvesper” von Claudio Monteverdi wurde 2017 beim Luzern Festival uraufgeführt.

Doris Uhlich entwickelt seit 2006 eigene Produktionen, in denen sie gängige Formate und Körperbilder infrage stellt. Sie arbeitet mit Menschen mit unterschiedlichen Biografien und körperlichen Einschreibungen, befragt das klassische Ballett auf seine Übersetzbarkeit in zeitgenössische Kontexte und öffnet die Tanzfläche für Menschen mit körperlicher Behinderung. Dabei zeigt sie die Potenziale von Nacktheit jenseits von Erotisierung und Provokation. Sie untersucht auf vielschichtige Weise die Beziehung zwischen Mensch und Maschine und setzt sich mit der Zukunft des Körpers im Zeitalter seiner chirurgischen und genetischen Perfektionierung auseinander.

Fabian Chyle-Silvestri arbeitet als Choreograf/Performer, Tanzvermittler, Tanz-/ Bewegungstherapeut, Supervisor (LVSC), Heilpraktiker für Psychotherapie und Dance- Abilty® Master Trainer. Er realisiert transdisziplinäre Tanz- und Performanceprojekte, auf Teilhabe ausgerichtete künstlerische Projekte und Symposien an der Schnittstelle von Tanz, Performance, Theorie und Forschung. 2016 promovierte er zu körper- und bewegungsbasierten Interventionen mit männlichen Straftätern. Seine internationale Lehrtätigkeit startete Fabian Chyle-Silvestri 1995.