„Das Traum-Antragsformular“

Ein Rückblick auf die gleichnamige Session des DIS-TANZEN Teams beim barcamp23 in Essen

Das diesjährige barcamp23 unter dem Titel „Positionen Tanz #6“, das am 13. und 14. Oktober 2023 auf PACT Zollverein in Essen stattfand, drehte sich rund um das Thema Förderungen. Im Rahmen des partizipativen Barcamps bot das Team des Förderprogramms DIS-TANZEN Nicole Fiedler, Friederike Geisler und Jette Büchsenschütz einen Workshop zur Gestaltung von Antragsformularen an.

Wie können Anträge - sowohl aus der Sicht der Antragstellenden, der Förderinstitutionen als auch der Jurymitglieder - zugänglicher und inklusiver gestaltet werden? Welche Informationen benötigt die Jury, um Anträge für künstlerische Projekte, Recherchen oder Prozesse differenziert bewerten zu können? Welche Angaben benötigen die Förderinstitutionen? Welche Hilfsmittel und Formate sollten dafür genutzt werden? Diese und weitere Fragen wurden aus unterschiedlichen Perspektiven diskutiert und verschiedene Vorschläge formuliert:

  • Welche Nachweise sind sinnvoll?
    Der „Nachweis öffentlicher Förderungen“ wurde kritisch und als zu starkes Ausschlusskriterium bewertet. Als Nachweis sollte eine Darstellung bisheriger künstlerischer Arbeiten, bisherige Finanzierungen und der Lebenslauf ausreichen. Angesichts mangelnder Presse und Berichterstattung, sind diese als Nachweis unrealistisch. Stattdessen sollte alternative Mittel und Wege für mehr öffentliche Sichtbarkeit gefunden werden – und über mögliche Förderung von Tanzjournalismus nachgedacht werden.
  • Welche Rollen spielen finanzielle und soziale Aspekte der Antragstellenden in der Bewertung der Jury?
    Von den Teilnehmenden wurde ein Zwei-Stufen Verfahren vorgeschlagen, das Anträge zunächst nur inhaltlich und anonymisiert bewertet und erst in einem zweiten Schritt persönliche Angaben zum Wohnort, Alter, Kinder, Behinderung usw. mit in Betracht zieht. Dieser Vorschlag stellt jedoch eine Benachteiligung für alle diejenigen dar, die sich nicht überzeugend sprachlich bzw. schriftlich ausdrücken können und verschärft ggf. bestehende Diskriminierungen und Ungleichheiten in der Verteilung von Fördergeldern.
  • Wie kann das Projekt inhaltlich dargestellt werden? Wie wichtig sind überzeugend formulierte Texte?
    Uneinigkeiten gab es darüber, ob diese länger und ausführlicher oder doch lieber kürzer und prägnanter sein sollen. Aus der Sicht der Chancengleichheit und Barrierefreiheit sollten, um das Projekt zu beschreiben, mehrere Formate, zur Auswahl stehen wie bspw. Text, Video und oder Audiobeschreibung.
  • Wie wird die Juryarbeit organisiert?
    Um unterschiedliche Themen und Perspektiven, künstlerische Genres der Antragstellenden etc. einschätzen zu können, ist es wichtig, dass Jurymitglieder rechtzeitig und umfassend gebrieft werden. Dazu gehört auch eine Sensibilisierung für Fragen nach Diversität und Barrierefreiheit. Geteilt war die Meinung darüber, ob die Besetzung der Jury vor oder nach Antragsstellung bekannt gegeben werden sollte.
  • Feedback für abgelehnte Anträge?
    Aus der Sicht von Antragstellenden wäre es hilfreich Feedback zu abgelehnten Anträgen zu erhalten, z.B. ob diese aus inhaltlichen oder aus formalen Gründen abgelehnt worden sind. Hier stellt sich jedoch die Frage nach der realistischen Umsetzbarkeit, aufgrund hohen Antragszahlen etc.