Rückblickend in die Zukunft schauen
Die Diskussionen, die beim DIS-TANZEN Festival begonnen wurden, sollen produktive Fortsetzungen finden. Was beim Festival geteilt wurde, soll weiter diskutiert werden können. Was andere, die nicht dabei sein konnten, einbringen wollen, kann mit hinzukommen. In fünf thematischen Feldern wollen wir das Weiter-Denken und Weiter-Bewegen ermöglichen.
Gefördert durch den Fonds Darstellende Künste starten wir Diskussions-Foren, zunächst online, in denen Themenfelder künstlerischer Arbeit vertieft werden können. Festival und Foren werden damit auch Teil der Bundesweiten Artists-Labs des Fonds Darstellende Künste. Der Diskussionsprozess fließt ein in die Arbeit des Dachverband Tanz Deutschland (DTD).
Konzeption: Sabine Gehm, Margrit Bischof und Michael Freundt
Koordination: Sarah Holzmann
Tanz und Körperlichkeit - psychosoziale Gesundheit
Welche Spuren hat die Erfahrung so tiefgreifender Erschütterungen der Coronazeit physisch im Körpergedächtnis hinterlassen? In wieweit haben sich diese Erfahrungen in den Körper eingeschrieben? Aber auch: was sind die Folgen von fehlendem Training, stockenden Produktionsprozessen, Social Distancing oder eventuell einer Coviderkrankung? Wie verkraften Geist und Körper ein permanentes „Re-thinking, Re-organizing, Re-peating, Re-adapting, Re-load“?
Tanz und Lebensphasen
„In der Tanzszene ist die Furcht vor der Endlichkeit vielleicht größer als in anderen Kunstbereichen. Und diejenigen, die bereit dazu sind, alten Tänzern zuzusehen, konfrontieren sich mit gefährlichem Territorium – der eigenen Sterblichkeit. Die Qualitäten, die nach gängiger Ansicht einen guten Tänzer ausmachen sind hohe Sprünge, Schnelligkeit, Wendigkeit, ein geschmeidiger Körper. Dies sind genau die Eigenschaften, die das Alter einem Körper als erstes nimmt. Ein Tänzer oder eine Tänzerin kann das nicht verbergen.“ Nanako Nakajima
Corona wirkte vielfach als Linse für die Frage nach dem Alter und dem Älterwerden – in Hinblick auf die soziale Absicherung und die sich verändernden physischen Möglichkeiten. Für einige wurde es Thema der künstlerischen Auseinandersetzung, andere orientierten sich um oder hängten sogar den Beruf an den Nagel. Inwieweit verändert oder prägt die Frage nach der zeitlichen Verortung im eigenen Leben, die aktuelle Situation / die jeweilige Lebensphase und die Perspektive des Älterwerdens, das eigene Kunstschaffen? Welche Fragen wurden dringlicher oder welche neuen Fragen haben sich ergeben?
Kunstproduktion und Nachhaltigkeit
Stillstand gab Zeit zum Nachdenken über die Arbeitsstrukturen, die mit dem Produzieren und Touren verbunden sind. Fragen zu nachhaltigem Arbeiten wurden vor dem Hintergrund der Pandemie, befeuert durch die Klimakrise, nochmal besonders relevant. Wie kann man weniger bzw. nachhaltiger touren und zugleich die Sichtbarkeit aufrechterhalten? Wie lässt sich die bisweilen hektische, getriebene, neoliberal geprägte Art der Kunstproduktion verändern und deren Forderung nach immer Neuem beeinflussen? Welche Alternativen sind denkbar? Wie und welche Netzwerke können zu längerfristigen Produktionsstrukturen führen.
Tanz und Digitalität
Trotz allen Verzichts hat die Corona-Pandemie als ein starker Digitaltreiber gewirkt. Neue digitale Formate konnten und wurden ausprobiert. Inwieweit haben sich daraus neue künstlerische Möglichkeiten ergeben? Gleichzeitig wurden auch die Grenzen des Digitalen hinterfragt. Fragen nach der Zuschauer*innengemeinschaft und nach der notwendigen physischen Ko-Präsenz wurden aufgeworfen. Was braucht, was kann ein digitaler Theaterabend? Und: Wie viel Raum kann allein in den Köpfen der Zuschauer*innen entstehen?
Tanz und Öffentlichkeit
Die Tanzschaffenden waren gefordert, neue Ideen und Formate zu entwickeln, um auf andere Arten Gemeinschaften zu bilden, der öffentliche Raum wurde verstärkt zur Bühne. Inwieweit haben die Bühnen im digitalen und im öffentlichen Raum neue Publikumskreise erreicht? Wie lässt sich das Publikum in postpandemischen Zeiten zurückgewinnen? Welche Rolle spielen weiterhin die digitalen Medien? Welche Rolle sollten die Printmedien/ könnten die Kritiker*innen spielen? Wie können neu gewonnene Formate weiterentwickelt werden, um weitere Zuschauer*innenkreise zu erschließen? Welche (neuen) Vermittlungsformate haben sich bewährt?
Und: Wie hat sich durch die Krise auch der Blick der Zuschauer*innen auf den Tanz verändert?
Die Diskussions-Foren finden online via Zoom statt. Jedes Treffen steht allen Interessierten offen, die fünf thematischen Felder werden jeweils in Breakout-Rooms bearbeitet. Es ist möglich, an einem oder mehreren Termine teilzunehmen. Jede*r kann sich auf ein Thema fokussieren oder sich in verschiedene Themen einbringen. Das Diskussionsforum findet hauptsächlich auf Deutsch statt, englische Fragen und Wortbeiträge sind herzlich willkommen.
In den Breakout-Rooms stehen den Teilnehmenden Miro-Boards für die Sammlung der Ideen und Schwerpunktsetzungen zur Verfügung. Der Dachverband Tanz Deutschland (DTD) lädt interessierte Tanzschaffende, Tanzwissenschaftler*innen und Publizist*innen ein, die Ideen-Sammlungen im Anschluss zusammenzufassen und Erkenntnisse, Schlussfolgerungen und Forderungen zu formulieren - in Texten, Bildern, Videos.
Diese Materialien bilden sowohl eine Grundlage für die weitere Diskussion im DTD als auch für den „BALL der Freien Darstellenden Künste – das bundesweite Labor der Labore“ des Fonds Darstellende Künste.
Der „BALL der Freien Darstellenden Künste – das bundesweite Labor der Labore“ des Fonds Darstellende Künste findet am 14. Und 15. Oktober 2022 live im Haus der Berliner Festspiele statt. Er verbindet die Ergebnisse verschiedener vorangegangener bundesweiter Artists Labs in der Szene miteinander und öffnet den Raum für die Vertiefung des Dialogs in Austauschformaten, Arbeitsgruppen, Podiumsdiskussionen und Impulsvorträgen.
Für die Mitwirkung und Mitgestaltung an den Foren und anschließenden Schritten in Vorbereitung auf den BALL sollen die Teilnehmer*innen eine Aufwandsentschädigung erhalten.
Mittwoch, 17. August 2022
10.00 – 12.00 Uhr via ZOOM
17.00 – 19.00 Uhr via ZOOM
Montag, 22. August 2022
10.00 – 12.00 Uhr via ZOOM
14.00 – 16.00 Uhr via ZOOM